Die Pferdezucht in Deutschland hat eine lange Tradition
Nach der Gründung von Gestüten als erstem Ansatz züchterischer Planung im 19. Jahrhundert bildeten sich auf regionaler Ebene arbeitende Züchtervereinigungen, aus denen sich die Zuchtverbände entwickelten. Die Zuchtverbände arbeiteten in der Vergangenheit auf dem Gebiet eines Bundeslandes, was zusätzlich durch den föderalistischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wurde. Bedingt durch die Novellierung des Tierzuchtgesetzes zur Jahreswende 2006/2007 haben sich die räumlichen Tätigkeitsbereiche der Zuchtverbände maßgeblich geändert. Viele Zuchtverbände haben ihr „Arbeitsgebiet“ ausgedehnt, da nun im Tierzuchtgesetz der Tätigkeitsbereich als das Gebiet definiert ist, in dem das Zuchtprogramm durchgeführt wird und in dem die Mitglieder ihren Betriebssitz haben.
Die Zuchtverbände sind privatrechtlich organisiert und im Rahmen der Vorschriften des Tierzuchtgesetzes autonom. Jeder Zuchtverband muss - einschließlich seiner Zuchtbuchordnung und seines Zuchtprogramms - staatlich anerkannt sein und wird von der Anerkennungsbehörde im Hinblick auf seine Arbeitsweise auch überprüft. Die Voraussetzungen zur staatlichen Anerkennung sind durch das Tierzuchtgesetz geregelt. Im Zuge des Europäischen Zusammenschlusses wird die nationale Tierzuchtgesetzgebung zunehmend durch EU-Recht beeinflusst.
Die Aufgaben der Zuchtverbände sind vielfältig
Von den Zuchtverbänden werden im Wesentlichen folgende Aufgaben durchgeführt:
Führung des Stutbuches
- Identifikation von Zuchttieren
- Ausstellung von Equidenpässen mit Zuchtbescheinigungen
Zuchtleitung
- Erarbeitung und Durchführung von Zuchtprogrammen
- Selektion von Zuchttieren
- Organisation und Durchführung von Leistungsprüfungen
- Beratung der Züchter
Absatz
- Organisation und Durchführung von Absatzveranstaltungen
- Werbung und PR-Arbeit
Die dezentralisierte Arbeit der Zuchtverbände macht eine Koordination aller Tätigkeiten notwendig. Diese Aufgabe wird von dem Bereich Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) übernommen, der auch die Interessen der Zuchtverbände gegenüber den Ministerien sowie anderen nationalen und internationalen Organisationen vertritt. Zurzeit sind 25 staatlich anerkannte Pferde- sowie Pony- und Kleinpferdezüchtervereinigungen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
Rassenvielfalt in Deutschland
Zu den Populationen der deutschen Reitpferdezucht gehören folgende Rassen: Deutsches Sportpferd, Hannoveraner, Holsteiner, Mecklenburger, Oldenburger, Oldenburger Springpferd, Rheinisches Reitpferd, Trakehner, Westfälisches Reitpferd, Deutsches Pferd und Deutsches Edelblutpferd.
Der Bereich der Pony- und Kleinpferdezucht ist in Deutschland von einer großen Rassenvielfalt und von einer Vielzahl an Organisationen geprägt. Insgesamt werden in Deutschland mehr als 130 Rassen betreut.
Darüber hinaus sind bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) weltweit einzigartig Sport und Zucht unter einem Dach vereint, was eine enge Zusammenarbeit dieser Bereiche fördert.