Ein einheitliches
Zuchtziel
Mit den Nutzungsausrichtungen der Pferde änderte sich auch immer das entsprechende Zuchtziel der organisierten Pferdezucht. In der heutigen Pferdezucht gibt es ein sorgsam abgestimmtes Zuchtprogramm, welches die praktischen Erkenntnisse mit denen der Wissenschaft verbindet und den Zuchtverbänden Raum für die eigene Schwerpunktsetzung in die olympischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit lässt.
Nach dem Umzüchtungsprozess zu unserem heutigen Reitpferd entschlossen sich die Pferdezuchtverbände 1975, ein einheitliches Zuchtziel des Deutschen Reitpferdes zu formulieren:
„Gezüchtet wird ein edles, großliniges und korrektes, gesundes und fruchtbares Pferd mit schwungvollen, raumgreifenden, elastischen Bewegungen, das aufgrund seines Temperamentes, seines Charakters und seiner Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art geeignet ist.“
Die Zuchtverbände schufen mit diesem Zuchtziel einen Rahmen, innerhalb dessen sie populationsspezifische Schwerpunkte hinsichtlich des Zuchtziels und des Zuchtprogramms setzen können. Die genauen Beschreibungen der unterschiedlichen Rassen des Deutschen Reitpferdes sind in den jeweiligen Zuchtbuchordnungen der Zuchtverbände zu finden, wobei sie sich in wesentlichen Merkmalen nur in Nuancen unterscheiden. Es werden jedoch spezielle Schwerpunkte im Hinblick auf den jeweiligen Verwendungszweck gesetzt.
Die Durchführung eines Zuchtprogramms ist vom Tierzuchtrecht jedem tierzucht-rechtlich anerkannten Zuchtverband vorgeschrieben. Ohne das Zuchtprogramm ist keine gezielte züchterische Betreuung einer Rasse möglich.
Qualität durch
sorgfältige Selektion
Die Grafik macht das Zusammenspiel der Beurteilung des Exterieurs und der Leistungen in den einzelnen Selektionsstufen besonders deutlich. Die Abbildung bezieht sich auf die Auswahl von Zuchthengsten und Zuchtstuten.
Zuchtplanung beim Deutschen Reitpferd – Selektionsstufen
Nach einer ersten Beurteilung des Fohlens erfolgt eine Selektion der Hengste bzw. Stuten im Rahmen der Körung bzw. Stutbuchaufnahme. Im Anschluss daran werden die Eigenleistungen auf Station oder im Feld anlässlich der Hengstleistungsprüfungen bzw. der Zuchtstutenprüfung erfasst. Durch die Leistungsprüfung werden wichtige Informationen über die im Zuchtziel definierten Merkmale eines Zuchtpferdes gesammelt. Dabei können unter weitgehend standardisierten Umweltverhältnissen genügend sichere Daten gewonnen werden, welche eine frühzeitige Selektion der Vatertiere ohne wesentliche Verlängerung des Generationsintervalls zulassen.
Aber auch alle turniersportlichen Einsätze der Pferde gehören zu den Leistungsprüfungen in der Reitpferdezucht. Vom Turniersport werden die Daten für die Zuchtwertschätzung geliefert, die mit Informationen aus Eigenleistungsprüfungen für Hengst und Stuten integriert geschätzt werden. All diese Leistungsdaten aus Zucht und Sport von Eigen- und Nachkommenleistungen beinhaltet die Zuchtwertschätzung. Sie stellt damit die vierte Selektionsstufe im Zuchtprogramm des Deutschen Reitpferdes dar.
Zuchtprogramm
bei allen Rassen
Auch in der deutschen Ponyzucht ist das Züchten ohne Zuchtziel und –programm nicht denkbar. Das Zuchtprogramm ist bei den Ponyrassen auf die Freizeit- und Sportponyzucht abgestimmt. Mit Hilfe des Zuchtprogrammes sollen die jeweiligen rassetypischen Eigenschaften erhalten bleiben. Auch in der Ponyzucht dient die Prüfung der Zuchttiere als unverzichtbare Selektionshilfe. Aus dem Grund werden für eine Vielzahl an Ponyrassen Hengstleistungs- und Zuchtstutenprüfungen durchgeführt.